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Neues aus der Musik-Redaktion

Mal mit Ernst! Ich muss mal ... wissen! N eulich las ich im Schulgesetz: Schülerinnen und Schüler sollen insbesondere lernen, [...] die eigene Wahrnehmung, Empfindungs– und Ausdrucksfähigkeit sowie musikkünstlerische Fähigkeiten zu entfalten. Aha! Mit Betonung auf das Wort „eigene“ frage ich mich: Und warum muss Katja Geige üben, obwohl sie lieber Fußball spielt? Warum bekommt Dennis eine Fünf in Musik, wenn er sich (Zitat eines Lehrers in einer 5. Klasse:) „zu blöd anstellt, um Dreiklangsumkehrungen zu kapieren?“ Warum wird Ina auf wikipedia verwiesen, wenn sie etwas über einen Komponisten wissen will? Und warum wird der etwas füllige Oskar oft krank, wenn Musik (mit dem Schwerpunkt Tanzimprovisation) auf dem Stundenplan steht? E hrlicherweise darf ich erleichtert sagen, dass ich auch jede Menge gute Lehrer kenne, aber auch nur einer von denen da oben ist bedenklich! Nicht nur, dass kleine Menschen mit Sachbüchern und Wissensinhalten nur so überschüttet werden, jetzt nehmen sie ihnen auch noch die Musik, vielleicht auch die Kunst, das Träumen, schließlich die Kultur und das Leben ... Statt Wanderliedern und Witzkanons verordnen sie ihnen den programmierten Konzertbesuch in der Hoffnung, den Schalter zum Gefühl zu finden. Ohne nachhaltigen Erfolg für die Seele und die kleine Persönlichkeit, weil gleich darauf Arbeitsblätter und Sachlichkeit folgen? Wo bleibt da noch die Muße, das zeit– und endlos erscheinende Empfinden? Übrigens nicht nur in puncto Musik! In Wäldern muss man (bald) Eintritt zahlen, und der kindliche Forschungsdrang wird in Kursen terminlich organisiert. Oder wo glauben Sie, wären wir, wenn wir die vielen,  nach heutiger Sicht „verpeilten“ und ein ganzes Leben lang forschenden Erfinder der Vergangenheit in unsere modernen Systeme gepackt hätten? Vor ziemlich genau 100 Jahren hielt das „Verstehen (auch von Musik)“ Einzug in die Lehrpläne. Per Ratio und in wohldosierten Rationen begann man, Kinder hinter die Kulissen sehen zu lassen. Im Grunde nichts Schlechtes. Aber, was zu viel ist, ist zu viel: I nnovativ zeigten sich die folgenden Generationen von Pädagogen, Wissenschaftlern, vielen anderen und Eltern — bis zum Exzess. — Heute lernen wir auf rationalem Gebälk mit rationellen Trägern, dem Fadenschein aus Nutzen und dem blassen Schimmer der Empfindung. E atürlich wird man irgendwann begreifen, dass Naturwesen, also zum Beispiel Menschen, mit imprägnierter Seele zu zweitklassigen Computern oder zu höchstexplosiven Gefahrenträgern werden (können). – Hoffen wir, dass sich bis dahin noch Menschen mit Mut und Charakter finden. Das sind nämlich die, für die „Liebe“ kein Zustand, sondern eine Lebenseinstellung ist ...“ Da freut sich Jogi, das Nachbarkind: Meine Eltern und Lehrer nehmen die Sache mit der Bildung ziemlich ernst. Sie wollen uns Kinder zu reifen Persönlichkeiten machen und lassen uns gar nicht richtig spielen. Aber das macht nichts. Wenn ich mal 18 bin, mach‘ ich, was ich will, kriege ich Geld vom Staat und hole meine Kindheit nach! (Beate Dapper, 3/2015) cc
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