Neues aus der Musik-Redaktion
Mal mit Ernst!
Die Sache mit der Harmonie
N
eulich traf ich Heike, die stets fröhlich, aufgeschlossen und mit jeder Menge Ideen
ihren Dienst an unseren Kindern in der „Kita Bummelzug“ macht. Sechs Wochen ist sie
krankgeschrieben – wegen der Psyche. Hä? Diese frische Person? Sie erklärte: „Alle
wollen was anderes oder mehr. Und alle – außer den Kindern – meckern rum. Alles sei
nicht genug oder nicht richtig. ‚Das ist ein Job!', sagen die, die mich trösten wollen. Aber
für mich ist es mehr: Harmonie mit den Kindern und ein Klang wie Krieg mit ...“
E
ieiei, was sagt man dazu? Auf der Autobahn des
Lebens ist wohl kein Platz für Harmonie. Vielleicht ab
und zu auf einer „Raststätte“? Zum Auftanken? –
Obwohl ... auf echten Autobahnen ist das auch nicht
mehr so einfach. Es gibt viel zu viele Fahrzeuge, die
immer schneller fahren können, obwohl die
Geschwindigkeitsbeschränkungen immer drastischer
eingefordert werden. Die langsam Fahrenden halten
sich meist rechts. Wir tuckeln mit 60 durch viele, viele Baustellen und werden bei
Bielefeld bergab (!) gleich fünf oder sechs Mal geblitzt, wenn wir die 100 überschreiten.
Und dort, wo kein Blitzer ist, steht die Polizei hinter einem Gebüsch.
Übersetzung gefällig? ...
I
m echten Leben ist das auch nicht mehr so einfach. Es gibt viel zu viele Möglichkeiten
für Menschen, die sich immer schneller verändern und weiterentwickeln, obwohl der
gesamte Mensch bei Tempo und Umfang der Herausforderungen gar nicht mehr
unbeschadet mithalten kann. Man muss sich schon echt anstrengen und beeilen, damit
EINE Möglichkeit morgen noch dieselbe ist. Und wenn wir mit „60“ durch die Baustellen
unseres Lebens fahren, für‘s Durchstarten und engagierte Vorpreschen „geblitzt“ und
ausgebremst werden (wodurch auch immer), dann freue ich mich, dass ich zu den
Langsamfahrern auf der rechten Spur gehöre, die – zu harmonischen Klängen mit stoisch
gleichbleibendem Metrum und nicht zu vielen rhythmischen Spielereien – manchmal
deutlich schneller am Ziel sind als die flotten Raser.
N
ur: Was tun, wenn das Auge des Gesetzes (die Polizei im Gebüsch) oder die Augen der
rasenden Flotten (wie in Heikes Leben) die oder den Harmoniebewussten mit
unaufgelösten Dissonanzen beladen? Ich persönlich empfehle einen Parkplatz, damit wir
die wirklich spannenden Dinge bei dem Tempo nicht aus den Augen verlieren.
Da freut sich Jogi, das Nachbarkind:
Meine nervige Schwester geht nicht mehr in die Kita bis Heike wieder da ist. Ich habe
Mama klargemacht, dass ich nie wieder Hausaufgaben machen kann, wenn sie Heike
weiter triezt, nur weil die Kleene noch kein Wort Englisch spricht!
(Beate Dapper, 10/2014)
cc