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Mal mit Ernst! Benehmen! Eine Frage des Alters? N eulich traf ich Peter Schmalling, mit dem ich zusammen zur Schule gegangen bin, und seine betagte Mutter auf der Straße. „Findest du nicht auch, dass die jungen Leute bis ungefähr über 40 sich gar nicht mehr richtig benehmen können?“, fragte mich Peter Schmalling aus voller Brust und mit einem Ton, der von einer FRAGE weit entfernt war. Und während ich am Rande ein spitzbübisches Grinsen der Frau Mama vernahm, entschloss ich mich, erst einmal nachzufragen: „Welche Art Benehmen meinst du denn?“ Wie aus der Pistole geschossen erklärte Peter Schmalling: „Die laufen einen auf der Straße fast um, radeln halsbrecherisch auf dem Fußgängerweg an einem vorbei und schauen einem in Gesprächen – die nennen das „Smalltalk“ – nicht mehr ins Gesicht. Die geben freche Antworten oder reagieren gar nicht – wenn sie überhaupt mal von ihrem Handy hochgucken. Verlässlichkeit, Rücksicht und Zuwendung. DAS sind wichtige Aspekte des Benehmens, die immer mehr zu einem seltenen Gut werden.“ E in seltenes Gut ... Hm. – Ich atmete tief ein und wollte gerade etwas dazu sagen, da kam Lilli Markwart, die Nachbarin von Herrn Schmalling, um die Ecke. „Ach, Herr Schmalling, gut, dass ich Sie treffe. Ich brauche das Buch, das ich Ihnen vor einigen Wochen geliehen habe und das sie mir schon lange wiedergeben wollten, zurück. Können Sie es mir bitte in den Briefkasten legen?“ I ch atmete tiefer ein und wollte …, da kam Herr Schmitz von der anderen Seite mit seinem kleinen Sohn. Er flüsterte seinem Papa etwas zu, woraufhin dieser sich an Herrn Schmalling wandte: „Gestern haben Sie meinen Sohn fast umgefahren, weil sie am Zebrastreifen nicht hielten. Bitte fahren Sie doch beim nächsten Mal ein bisschen achtsamer und rücksichtsvoller, sonst passiert am Ende noch etwas.“ Bevor ich nun tief einatmete, schaute ich mich erst einmal um, ob das noch jemand etwas zu sagen hatte. Und tatsächlich: Die kleine Mara, gerade mal sechs Jahre alt, kam mit ihrer Mutter vorbei und sagte: „Das ist der Mann, der mich ein ‚dummes Balg‘ genannt hat, weil ich gleich vor ihm mit meinem Fahrrad umgekippt bin. Er hat mir nicht mal aufgeholfen!“ Der Blick der Mutter sprach Bände, auch wenn ihr Sprechwerkzeug nur herausbrachte: „Finden Sie nicht, dass wir Erwachsenen Kindern ein Vorbild sein sollten?“ Nun verstärkte sich Peter Schmallings Gesichtsröte sichtbar. Aber es war keine Wut, die seine Augen spiegelten, sondern eher Scham. Lilli Markwart forderte Verlässlichkeit, Herr Schmitz Rücksicht und die kleine Mara Zuwendung. Welch ein zufallender Zufall! N och bevor ich meinen Senf dazugeben konnte, hörte ich Peter Schmallings Mutter sagen: „Regen wir uns ALLE nicht am meisten über das auf, wovon wir bei uns selbst ablenken wollen?“ Da freut sich Jogi, das Nachbarkind: „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Das hat Sokrates* gesagt. Na, wenn DAS kein Dauerthema ist ... *(geboren 469 v. Chr. – † 399 v. Chr.) (Beate Dapper, 5/2015) cc
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